Dienstag, 19. Juli 2016

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Na das war ja eine ordentliche Breitseite. Ich bin eine unordentliche Schlampe, die alles aufschiebt und ihr Kind nicht ordentlich erzieht. Und ich schnarche und träume von meiner Frühpensionierung. Das ist symtomatisch für alte Leute und sehr abschreckend und nervend. Und das passt nicht zum jungen, aufstrebenden Kerl, der noch voll im Saft steht und die "Defizite" die ich durch die mangelhafte Erziehung bei meinem Kind angerichtet habe, nicht ausgleichen möchte. Da war kein gutes Haar mehr an mir, kein liebes Wort. Ich möchte sofort Urlaub vom Leben. Und ich möchte endlich Zeit für meinen Nervenzusammenbruch. Zum Thema Schnarchen möchte ich gerne noch zitieren: "So was hat in den letzten 20 Jahren noch nicht neben ihm gelegen". Ich bin "so was", ich bin ein "was", ich bin kein "wer" oder auch ein "jemand". Also Danke für deine erwachsene Motivation, deinen liebevollen, fürsorglichen Umgang mit mir und meinem Sohn. Danke für deine eklige ockerfarbene Bettwäsche, deinen Bauchpansen und deine ungepflegten Zähne. Danke für das "Anherrschen" in der Nacht, wenn ich schlafe, so dass ich vor lauter Schreck und vor Angst zu schnarchen, gar nicht mehr schlafen kann. Danke für das Wegdrehen und Wegrutschen nach dem Sex. Danke für all die vielen Hilfestellungen und für deine konstruktive Kritik. Danke für deinen ausgezeichneten Musikgeschmack (Text und Melodien, werden ja heutzutage völlig überbewertet, wichtig ist doch, dass es laut ist und die Bässe fast die Decke durchschlagen). Danke für die vielen kleinen Aufmerksamkeiten und Danke für die Erkenntnis, dass ich ein Dinosauria bin. Danke, dass ich nun endlich weiß, dass ich mit klaren Strukturen und Organisation im privaten Alltag überfordert bin. Ich bin seit heute ein "was" und das hilft mir sehr, denn so eine Form von Zweisamkeit wünsche ich mir auch nicht. Ich werde mich weiter bemühen, alles unter einen Hut zu bekommen, ich werde aufräumen, putzen und kochen, Zeit mit meinem Kind verbringen, mich um meine kranke Mutter kümmern, weiter fleissig in meinen Job sein. Und ich brauche dich dazu nicht! Ich werde aufhören, dein Vorankommen im Job zu unterstützen und ich werde dich regelmässig mit deiner aufbrausenden, unüberlegten Art auflaufen lassen. Du stehst nicht am Anfang in deinem Job - du bist das letzte Glied in der Nahrungskette und kannst dich weder zusammenreissen noch benehmen. Sei die sicher, dass dein Willen, deine Unkompetenz nicht aufwiegen kann. Ich bin jetzt fertig mit dir. Und siehe da, es geht mir schon viel besser!!!

Sonntag, 8. Mai 2016

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Habe gerade, von meinem schlechten Gewissen getrieben, meinen letzten Beitrag deaktiviert. Was Worte so alles anrichten können. Ich bin erschrocken, dass ich zu dem Zeitpunkt an dem ich den Beitrag schrieb, jedes Wort so meinte. Die Dinge ändern sich, aber das geschriebene Wort bleibt. Tatsächlich habe ich ihm gerade ein „Ich hab dich lieb“ – Whatts App geschrieben und klebe jetzt am Telefon, weil ich auf eine ebensolche Botschaft warte. Scheiße, wer bin ich? Wer hat diese Frau in meinen Körper gesteckt? Wie kann ich mir selber über den Weg trauen? Warum bin ich so schizo? Und wovor habe ich solche Angst? Das Telefon schweigt. Ist das die Antwort? Er wirkt nach wie vor aufbrausend, dann wieder mürrisch und genervt. Ist es doch besser, keine positiven Gefühle zuzulassen. Ist es nicht schlauer, solch alberne Gemütsregungen für sich zu behalten? Mag er mich überhaupt noch, oder ist ihm inzwischen klar, dass es mit mir niemals locker und leicht sein kann? Bin ich vielleicht einfach nur wieder prämenstrual? Warum kann nicht einfach mal alles gut sein? Ich gehe Kräftemäßig auf dem Zahnfleisch. Mein Körper streikt mit mir und schickt mir neben meinem verspannten Nacken, Kopfschmerzen.
Puh, das Telefon hat Nachrichten aus dem Jenseits. Ein „Ui“, als Honorar für mein Lippenbekenntnis, sowie ein „Ich hab dich auch lieb“. Gott, bin ich erleichtert. Kann das wirklich so einfach sein? Ich mag ihn, er mag mich und der Rest fügt sich schon?
Jetzt kann ich in Ruhe schlafen. Morgen steht die letzte Physio an. Ich muss einen Termin für das Aufmaß meiner Küche organisieren, meine Körperersatzstücke bezahlen, um einen Zahlungsaufschub für den noch nicht zurück erstatteten Betrag beantragen. Hausmeister und Hausverwaltung über das tropfende Eckventil unterrichten und einfach überleben.

Freitag, 8. April 2016

Für jede Lösung ein Problem

Und da war es wieder soweit. Nachdem ich so langsam einen Gemütsstatus erreicht hatte, den man gut als zufrieden bezeichnen konnte, musste ich unbedingt ein neues Kartenhaus errichten. Dieses Mal unter dem Motto: Ich binde mein Kind mit ein, damit es keine Vögelgeschichte wird. Was für ein guter Plan. Wahrscheinlich hatte ich eine Gehirnerschütterung, so dass mich nicht mal die ungepflegten Beißerchen, ein Bauchpansen und der Brandenburger Slang abschrecken konnten. Es war ein großartiges Projekt. Zähne kann man richten lassen, Ernährung kann man umstellen und am Slang wird auch ein wenig gefeilt. Die cholerischen Anfälle verbuchte ich geschickt als eine gewisse Unreife, die sich bestimmt noch im Alter verwachsen würden. Ockerfarbenes, fleckiges Bettzeug, lange Fußnägel und Kritik an meinem Trendsetter-Outfit, sowie Kritik an meinem wunderschönen spacigem Kleinwagen, trübten die erträumte Idylle doch in einem rasanten Tempo.

Vor ein paar Monaten las ich ein Buch, dass von einem Mädchen handelte, welches sich selbst nicht mochte. Immer wenn sie einen Mann traf, der Interesse an ihrer Person hatte, wusste sie, dass das nur ein Looser sein konnte, warum sonst sollte er sie sonst mögen…?

Vielleicht war ich einmal dieses Mädchen, aber ich will es nicht mehr sein. Diesmal war es eben ein Looser und er hat mich nicht verdient. Wenn er jetzt glaubt, er hätte mich aus seinem Dunstkreis subtrahiert – umso besser. Das erspart lange Erklärungen. Ich unterstell ihm auch einfach eine Zahnarztphobie, so dass er nicht gleich morgen mit strahlend schönem Gebiß seine neue, halb so alte Flamme präsentieren wird. Das würde mein neues Ego nicht so mögen. Ich ärger mich jetzt noch ein wenig darüber, dass ich nicht wirklich Haltung bewahrt habe, denn „Arschloch“ gehört nicht in ein erwachsenes Vokabular, aber was solls, Rom wurde schließlich auch nicht an nur einem Tag gebaut.

Es ist Frühling, ich werde meine morschen Knochen durch die Physiotherapie wieder richten lassen, die Müdigkeit bekämpfen, eine Putzfrau anschaffen, ausmisten und nach vorne schauen.

Dienstag, 26. Januar 2016

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Wie soll ein Mensch das nur ertragen? Wie soll ein Vater es ertragen, dass sein 20 - jähriger Sohn von der U-Bahn überfahren und aus seinem Leben gerissen wird? Ich fühle mich mitschuldig. Ich habe meine Patchworkfamilie vor mehr als 10 Jahren verlassen, weil ich der Verantwortung nicht gewachsen war und ja, weil wir keine Paarqualitäten hatten und weil ich immer noch auf der Suche nach mir selbst war. Ich wollte frei sein und unbeschwert, ich wollte ein gemeinsames Kind im Tausch gegen die Bürde, einer Familie verpflichtet zu sein. Es war so schwer mit dem kleinen damals 6 - jährigen, dabei wollte er doch nur ein zu Hause und Liebe und Aufmerksamkeit - eben alles was Kinder brauchen. Er hat es mir vergeben und er muss es gewusst haben, dass ich immer gewollt habe, dass es ihm gut geht. Er wollte nochmal neu starten, wie sein Vater damals in seinem Alter. Sie waren sich nicht nur optisch so ähnlich. Doch nun ist er tot und er kommt nicht mehr zurück. Wie soll ein Mensch das ertragen?

Freitag, 25. Dezember 2015

Das Fest der Liebe

Ich bin so wütend! Nachts das Kind anbrüllen, weil er mich wieder aus dem Schlaf gerissen hat hilft nicht und macht mir ein wunderbares schlechtes Gewissen. Gegen den Papiermüll treten hilft auch nicht und die Küche sieht auch nicht besser aus, wenn die Zeitungen und Pizzakartons nun gleichmässig auf dem Boden herumliegen. Mama liegt im Krankenhaus wegen eines leichten Schlaganfalls. Mein Herz hämmert gegen die Brust und will herausspringen. Ich will zur Kinderklappe fahren und mein Kind dort abgeben. Ich brauch einen Schlag gegen den Kopf, damit mein Verstand wieder einsetzt. Dieser kleine Haustyrann. Ich hab ihn angeschrien, dass er das mit Absicht macht, um meine Nerven zu ruinieren. Ich glaube das auch tatsächlich. Ich muss diese Wut loswerden. All diese Scheiß - Medien. Kein Wunder, dass mein Kind nach vier Stunden The Hobbit oder The Lord of Rings nicht in den Schlaf kommt und Angst hat. Fühle mich selber wie ne Schlaganfall-Patientin mit einer tauben rechten Körperhälfte. Psychosomatik ist ne irre lustige Sache! Ich bin echt am Durchdrehen. Ruhig atmen. Mir ist klar, dass ich die Verantwortung für das Wohlergehen des Tyrannen habe. Wer aber trägt die Verantwortung für meines??? Ach ja ich selbst - wie lustig.

Donnerstag, 19. November 2015

Back to the roots

Die schwarzen Flecke in meiner Vergangenheit werden kleiner. Zwar leide ich wieder an meiner typischen Haushaltslähmung, aber diese Zeilen hier werden hoffentlich Abhilfe schaffen. Ich bin wieder ein paar Treppenabsätze in meinen Mördergrubenkeller gestiegen und habe Dinge ent-deckt, die bisher verstaubt und falsch verstanden dort vor sich hin dümpelten. Jahre später er-scheinen sie endlich schlüssig und einfach.

Ich habe nicht geglaubt, dass Lebenserfahrung einen läutern kann, denn ich war doch schon mit 20 Jahren eine fertige, gestandene, intelligente Person, die alles schon wusste - dachte ich damals. Mit Anfang 20 traf ich einen Mann, der mir vorsichtig einen Einblick in die Welt des BDSM ermöglichte. Ich glaubte, dass ich diesen Mann liebe, doch auch das weiß ich aus heutiger Sicht nicht mehr sicher. Alles, was ich begehrte, war ein Hafen für mich, eine feste Hand, aber voll allem jemand der in allen Lebensbereichen zu mir steht. Das ist echt kontraproduktiv, wenn man an einen Mann gerät, der von seinen Ängsten zerrieben wird und der nicht in der Lage ist, offen, klar und selbstbewusst seinen Weg zu gehen. Wie hätte mich so jemand dominieren sollen? Ich war überfordert und wusste nichts mit diesen Spielarten anzufangen. Ich war jung und selber zerrissen.

Selbst heute, nachdem ich bestimmt einige Spielarten gelebt und erlebt habe, bin ich mir noch immer nicht sicher, ob man derartige Phantasien in einer Partnerschaft und im Alltag leben kann. Für mich sind sie immer ein Ausflug in eine andere Welt, die ich komplett von meinem Alltag abspalte. Obwohl sich mit „Fifty shades of Gray“ die Türen auch zu den häuslichen Privatschlafzimmern öffneten, bleibt das Buch eben ein unrealistischer Schmöcker, der lediglich dazu auffordert, mal die Augen aufzumachen. BDSM scheint nicht mehr so ein riesen Tabu-Thema zu sein und alle Welt kauft Handschellen und Reitgerten für den Hausgebrauch. Vor 20 Jahren war ich einfach zu jung. Ich wollte alles. Ich wollte die Sicherheit, den Spaß und das, was ich für Normalität hielt. Der Mann quält sich noch immer mit den Moralvorstellungen anderer, passt sich an, hält sich bedeckt und lässt sich zerreiben. Und auch wenn ich nicht wirklich seine Sub war, hat er mich vieles gelehrt:

1. Zwischen Schwarz und Weiß gibt es Millionen Graustufen.
2. Der Mensch wird von seinem Umfeld geprägt.
3. Wenn man eine Sub ist muss man seinem Dom unbedingt vertrauen.
4. Geduld ist eine der größten Tugenden.
5. Jugend vergeht schneller, als man „piep“ sagen kann.
6. Wenn man ein Dom sein will, muss man seiner Sub unbedingt vertrauen.

Klingt alles banal und platt. Und es gibt sicher öffentliche Publikationen, die viel mehr Licht ins Dun-kel bringen. Für mich war es wohl richtig, dass er mich verlassen hat. Neben einem Mann zu leben, der sich gehetzt und gebeutelt und geächtet von der Menschheit fühlt, hätte meinem Ego nichts Gutes gebracht. Höchstwahrscheinlich hätte ich mein Leben lang an mir gezweifelt und mich als Auslöser, dieses Desasters schuldig gefühlt. Diese Erkenntnis tut mir gut und so werde ich mich jetzt aus meiner Haushaltsstarre lösen, in den Alltag schlüpfen und mich ins Jetzt begeben.

Dienstag, 20. Oktober 2015

Meilensteine

Bin genervt von meinem Kind, von meinem melodramatischem Geseier, von meiner Erkältung, vom Herbst, von „meinen“ Männern und habe natürlich nichts Besseres zu tun, als sofort wieder in die gleiche Kerbe zu hauen. Weil es so viel ist, weiß ich auch nicht wo ich am besten anfange. Vielleicht einfach chronologisch. Habe mich im Frühling bei einem Flirtportal angemeldet. Das ist nicht weiter spektakulär und bis auf ein paar kleine pikante Begegnungen, die zum jetzigen Zeitpunkt jedoch schon keinerlei Bedeutung mehr haben. Zum Beispiel der Typ, dem meine „Ex“-Freundin jahrelang hinterherschmachtete, um sich immer wieder erneut von ihm verarschen zu lassen. Ich wollte es mal wieder wissen und traf mich mehrmals mit ihm. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich von dieser Sportorientierten Kampfnummer Anfang Mai schon berichtet. Da ich damals quasi schon gebrieft war, was mich erwartet und mein Weg zu meinem ICH so weit vorangeschritten, dass ich schon gut belastbar war, brachte mich diese Ego-Nummer mit einem kleinen schmächtigen Männlein, der sich nur durch Verkäufer-Eloquenz, einen guten Humor und einem recht großen Schwanz auszeichnete, nicht wirklich aus der Fassung. Es brachte durch den Vergleich, eher die Erkenntnis, dass ich mit meinem Wolfsjungen mal etwas hatte, was von tiefem Vertrauen, ehrlichen Gefühlen, getoppt von absoluter Kusskompatibilität geprägt war. Und es verschaffte mir irgendwie Genugtuung, den von meiner ehemaligen Freundin heiß geliebten Herzensbrecher, um mich buhlen zu lassen. Ich weiß bis heute noch nicht, was sie an dem findet oder fand. Doch manchmal möchte ich sie gerne anrufen und sagen, ich habe deinen Alarmanlagen-Verkäufer vernascht und ich finde, ihr passt hervorragend zusammen, weil ihr beide meint, ihr hättet die Kommunikation erfunden, trotzdem nicht auf den Punkt kommen könnt und beide krampfhaft an alten Strukturen festhaltet, niemals die Tür zu euren Leichen im Keller öffnet und andere Sichtweisen nicht zulassen könnt.

Doch weiter in der Chronologie. Mein Wolfsjunge wurde nach einer dreimonatigen Abordnungszeit endgültig in den Norden in den Schoß seiner Familie versetzt und es gibt nun kein Zurück mehr. Ich werde es überleben, auch wenn er mir schreibt, dass ich ihm gehöre. Manchmal träume ich von ihm und bin dann den ganzen Tag verliebt, doch im Grunde meines Herzens weiß ich, dass ich nicht mit ihm leben und man das, was wir hatten nicht in den Alltag herüberretten könnte. Es schmerzt nicht mehr und treibt mich nicht mehr an den Abgrund.

Das letzte Ereignis, was mir „an die Nieren ging“, war ein Zusammentreffen mit Graf Zahl (der von meiner Ex-Freundin verschmähte, der den ich wirklich vom ersten Moment an großartig fand, der dem ich erklären wollte, dass auch ich neben meiner wunderschönen, anbetungswürdigen, supertollen Freundin (also heute Ex-Freundin) eine Existenzberechtigung habe. Graf Zahl ist kaputt. Er war es schon damals, als er in mir den Impuls auslöste, meine Zerrissenheit nun endlich in den Griff zu bekommen. Wahrscheinlich war ich zu diesem Zeitpunkt genauso kaputt wie er. Es ist irgendwie faszinierend, dass sich so kranke Menschlein wie wir, blind finden und erkennen, weil sie sich eigentlich spiegeln. Ich hatte es mir gewünscht, ihn wiederzutreffen – vielleicht um auch mit ihm meinen Frieden zu schließen. Es tut mir leid, dass er noch immer durch die Hölle geht und ich hätte ihn gerne gehalten, ihm geholfen, aber ich wäre in alten Verhaltensmustern gelandet, hätte ihn bestalkt und wäre verletzt gewesen, weil er nicht das empfindet, was ich mir wünsche. Er wusste, dass es keine belanglose, emotionslose Vögelgeschichte für mich ist. Doch diesmal hatte ich genug Vertrauen in mich. Wenn er gewollt hätte, hätte er einen Moment bleiben können und verschnaufen, Luft holen bevor er weiter rennen muss, immer auf der Suche nach einem Halt. Ich hoffe, er gibt nicht auf und dass es ihm gelingt mit sich ins Reine zu kommen.

Die Kinder werden in wenigen Jahren erwachsen sein und ihre eigenen Wege gehen. Doch bis dahin sind wir die Wegbereiter und müssen den Druck aushalten, dass wir die Looser sind, die unseren Kindern kein „normales“ Heranwachsen in einer „normalen“ Familienkonstellation ermöglichen können. Und dabei sollte doch in der Theorie alles so einfach sein – ausgeglichene Eltern bedingen ausgeglichene Kinder. Bei mir mischt sich auch gerne ab und zu noch die Wut in den Druck, dass ich das alles alleine abhandeln muss, die Verantwortung alleine trage und kein Platz für mich bleibt, weil schließlich an erster Stelle das Kind kommt. Es ist besser geworden und ich habe mir Freiräume schaffen können. Ich fühle mich nicht mehr so verloren und kann mich irgendwie besser leiden, auch wenn weiterhin das Chaos herrscht und ich Meilen von der Perfektion entfernt bin.

Es gibt noch immer viele Männer in meinem Umfeld – niemand jedoch mit dem ich mein Leben teilen könnte, wollte und sollte. Ich bin nicht mehr rastlos und manchmal gehe ich lieber etwas essen, als mir die Nacht in einem Zappelladen um die Ohren zu schlagen und Erfahrungen zu machen, die ich später bereue. Ich weiß, dass meine Selbstfindung nicht abgeschlossen und fragil ist, aber ich versuche Dinge zu tun, die mir gut tun. Ich versuche es zu spüren und Nein zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ich will nicht mehr um jeden Preis und schon gar nicht jedem gefallen. Ich war noch nie so sehr „ich selbst“ wie heute und ich will es behalten und bedacht damit umgehen.

Dienstag, 21. Juli 2015

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Kann man "loslassen" erlernen? Meine Haare sind ab. Jeden Morgen blickt mich ein blonder Plüschhase mit Pandabär - Augen aus dem Spiegel an (wieder nicht abgeschminkt, obwohl ich doch nett zu mir sein wollte) und ich brauch jedesmal ein paar Minuten um zu realisieren, dass ich das bin. Der erwartete Befreiungsschlag bleibt irgendwie aus, doch ich hoffe,  dass tief in meinem Inneren die Motivation schlummert. Ich will bei mir bleiben, ich will, was ich mir für mich und den Kleinen in den letzten Wochen geschaffen habe, aufrecht erhalten können. Aber ich bin so leer und ich fühle mich noch immer so im Stich gelassen. Der erste Mann, dem ich jemals ernsthaft meine Liebe gestanden habe, ist gegangen und lässt unsere Scheinwelt versanden. Rein sachlich kann ich es verstehen, aber es verletzt wieder meinen Stolz (tatsächlich - ich habe soetwas). Ich müsste ihn loben, dass er unsere "Verbindung" als Freundschaft bezeichnet, aber ich sträube mich. In meiner wilden Phantasie ist ein Freund jemand, der mir die Hand reicht, wenn die Welt ihre Farben verliert. Doch ich hab mir am Sonntag alleine die Seele aus dem Hals gekotzt und alleine versucht meinem Sohn zu erklären, dass ich nur ein wenig Schlaf benötige und ich dann wieder fit bin. Er hatte solche Panik und brachte mir alle seine Lieblingskuscheltiere, um mir beizustehen. Es hat mir fast das Herz gebrochen. Ich bin so dankbar für dieses Geschenk, dass das Leben mir gemacht hat. Aber es ist so schwer mit dem Kotzeeimer in der Hand zu beteuern, dass ich das Ruder in der Hand habe, auf ihn aufpasse (nicht auf den Eimer, auf mein Kind) und immer für ihn da sein werde. Mein Nacken ist seit Monaten verspannt. Ursächlich ist eine Mischung aus falscher Körperhaltung beim Schlafen und Sitzen, sowie eine Portion hausgemachter Stress. Ich glaube, es war das erste mal nach der Stammzellentransplantation (mehr als vier Jahre her) dass die fiesen Kopfschmerzen auch zum Erbrechen führen. Meine Blutwerte sind nach wie vor malerisch und ich glaub auch nicht, dass es etwas ernsthaft Schlimmes ist, aber wenn mich schon die Angst packt, wie soll ich in solchen Momenten für den Kleinen stark sein?

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