Donnerstag, 19. November 2015

Back to the roots

Die schwarzen Flecke in meiner Vergangenheit werden kleiner. Zwar leide ich wieder an meiner typischen Haushaltslähmung, aber diese Zeilen hier werden hoffentlich Abhilfe schaffen. Ich bin wieder ein paar Treppenabsätze in meinen Mördergrubenkeller gestiegen und habe Dinge ent-deckt, die bisher verstaubt und falsch verstanden dort vor sich hin dümpelten. Jahre später er-scheinen sie endlich schlüssig und einfach.

Ich habe nicht geglaubt, dass Lebenserfahrung einen läutern kann, denn ich war doch schon mit 20 Jahren eine fertige, gestandene, intelligente Person, die alles schon wusste - dachte ich damals. Mit Anfang 20 traf ich einen Mann, der mir vorsichtig einen Einblick in die Welt des BDSM ermöglichte. Ich glaubte, dass ich diesen Mann liebe, doch auch das weiß ich aus heutiger Sicht nicht mehr sicher. Alles, was ich begehrte, war ein Hafen für mich, eine feste Hand, aber voll allem jemand der in allen Lebensbereichen zu mir steht. Das ist echt kontraproduktiv, wenn man an einen Mann gerät, der von seinen Ängsten zerrieben wird und der nicht in der Lage ist, offen, klar und selbstbewusst seinen Weg zu gehen. Wie hätte mich so jemand dominieren sollen? Ich war überfordert und wusste nichts mit diesen Spielarten anzufangen. Ich war jung und selber zerrissen.

Selbst heute, nachdem ich bestimmt einige Spielarten gelebt und erlebt habe, bin ich mir noch immer nicht sicher, ob man derartige Phantasien in einer Partnerschaft und im Alltag leben kann. Für mich sind sie immer ein Ausflug in eine andere Welt, die ich komplett von meinem Alltag abspalte. Obwohl sich mit „Fifty shades of Gray“ die Türen auch zu den häuslichen Privatschlafzimmern öffneten, bleibt das Buch eben ein unrealistischer Schmöcker, der lediglich dazu auffordert, mal die Augen aufzumachen. BDSM scheint nicht mehr so ein riesen Tabu-Thema zu sein und alle Welt kauft Handschellen und Reitgerten für den Hausgebrauch. Vor 20 Jahren war ich einfach zu jung. Ich wollte alles. Ich wollte die Sicherheit, den Spaß und das, was ich für Normalität hielt. Der Mann quält sich noch immer mit den Moralvorstellungen anderer, passt sich an, hält sich bedeckt und lässt sich zerreiben. Und auch wenn ich nicht wirklich seine Sub war, hat er mich vieles gelehrt:

1. Zwischen Schwarz und Weiß gibt es Millionen Graustufen.
2. Der Mensch wird von seinem Umfeld geprägt.
3. Wenn man eine Sub ist muss man seinem Dom unbedingt vertrauen.
4. Geduld ist eine der größten Tugenden.
5. Jugend vergeht schneller, als man „piep“ sagen kann.
6. Wenn man ein Dom sein will, muss man seiner Sub unbedingt vertrauen.

Klingt alles banal und platt. Und es gibt sicher öffentliche Publikationen, die viel mehr Licht ins Dun-kel bringen. Für mich war es wohl richtig, dass er mich verlassen hat. Neben einem Mann zu leben, der sich gehetzt und gebeutelt und geächtet von der Menschheit fühlt, hätte meinem Ego nichts Gutes gebracht. Höchstwahrscheinlich hätte ich mein Leben lang an mir gezweifelt und mich als Auslöser, dieses Desasters schuldig gefühlt. Diese Erkenntnis tut mir gut und so werde ich mich jetzt aus meiner Haushaltsstarre lösen, in den Alltag schlüpfen und mich ins Jetzt begeben.

Aktuelle Beiträge

Ich bin umgezogen
Ihr Lieben, ich habe meinen Blog hier beendet, da...
userli - 1. Jun, 09:21
Einer von 80 Millionen
Endlich kann ich es akzeptieren. Kein Geigenspiel....
userli - 29. Mai, 05:58
Mein Bruder ist ein Arschgesicht...
Mein Bruder ist ein Arschgesicht (schöner Einleitungssatz...
userli - 25. Mai, 12:25
Ein Schritt vor und zwei...
Habe gestern in all den Wirren glatt meinen 6. Geburtstag...
userli - 19. Mai, 00:53
Neben der Spur, aber...
Mein Handy dingelt den typischen Whatts-App-Eingangston...
userli - 13. Mai, 19:58

Links

Suche

 

Statistik

Magazin & Community

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren