Freitag, 19. August 2016

...

Na das ist mir ja wieder ausgezeichnet gelungen - Chaos stiften und Menschen verletzen. Mein Bruder und einige andere Verwandte kamen vor einiger Zeit auf die Idee, ein Stück Familie zusammen zu bringen, damit keiner mehr allein ist und so eine Art Seifenblasenfamilienidyll erschaffen wird. Zu diesem Zweck wurde ein Familienchat angelegt, in dem sämtliche Cousinen und Cousins zu Wort kommen dürfen. Mein Bruder hat dort die "gute Laune - Moderation" übernommen. Am Anfang war ich irgendwie angetan von der Idee, einfach weil auch ich mich nach Harmonie sehne. Dann habe ich das getan, was bei Strafe verboten ist - ich hab schlafende Hunde geweckt.

Zur Vorgeschichte: Ich habe eine Cousine, ungefähr in meinem Alter, der ich als Kind sehr zugetan war. Ich habe sie bewundert und verehrt. In den Ferien wurde ich oft bei ihr (bzw. meiner Tante) abgeparkt. Sie brachte mir das rauchen bei und wie man sich cool benimmt. Sie nahm mich mit zur "Disco" (Gott, wie altbacken das klingt). Dort stellte sie mir auch einen Exfreund vor. Da er ja ein Exfreund war, liess ich mir von ihm, dankbar dafür dass auch ich einen Markt habe, die Zunge in den Hals stecken. Er mochte mich und liess sich später auch nicht durch die geografische Enfernung zu meiner Metropole abschrecken. Er besuchte mich und bescherte mir den ersten Orgasmus meines Lebens - da war ich 14. Meine Cousine war missgestimmt und wir stellten den Kontakt ein. Ich machte mir keine großen Gedanken drum und hatte Spaß mit ihrem Ex. Es war der Auftakt zu meiner Jagd nach dem was andere haben. Es sollte mir die Bestätigung bringen, dass auch ich liebens- und begehrenswert bin. Ich mochte den Ex solange bis die Orgasmen ausblieben. Ich nahm es einfach als Zeichen, dass er eben nicht der Richtige für mich ist und ließ ihn sitzen. Irgendwann hatte ich dann auch wieder Kontakt zu meiner Cousine. Ich war ca. 22 Jahre alt als ich zu ihr fuhr, um mir bei ihr die Wunden zu lecken, die mein Leben, mein Männerverschleiss und meine Beziehungsunfähigkeit hinterlassen hatten. Dieses mal stellte sie mir einen Ex vor, der auch noch in ihrer Wohnung wohnte, weil es bis dato noch keine Veranlassung gegeben hatte, sich auch räumlich zu trennen. Wenn sie arbeiten war, schauten wir gemeinsam Dokus und quatschten über Gott und die Welt. Er tat mir gut. An meinen Abreisetag, meine Cousine war schon beim Brötchenerwerb, beugte er sich zu mir über den Tisch, um mich zu küssen. Es ertönte kein Geigenspiel, aber es brachte mich durcheinander und später erneut auf die absurde Idee, dass er mein Leben nun richten solle. Als er und meine Cousine mich einige Wochen später im Krankenhaus besuchten, lud ich ihn übers Pfingstwochenende ein. Auf die verwunderte Nachfrage, ob sie da auch mitkommen könne, erteilte ich meiner Cousine eine abschlägige Antwort. Sie war fassungslos. Und das war der endgültige Bruch zwischen uns. W. zog zu mir in die Metropole und wechselte für mich seinen Dienstort. Er holte für mich ein paar Sterne vom Himmel, aber das alles war mir nicht genug, wieder begann ich meinem Psycho hinterherzulaufen. Ich wollte W. nicht betrügen, darum schenkte ich ihm reinen Wein ein. Wir trennten uns nach zwei Jahren erst räumlich, dann ziemlich schnell auch als Paar. Meine Cousine vertrat weiter öffentlich, ich hätte ihr W. ausgespannt. Auch mein Bruder wollte meine Version nie hören und positionierte sich (natürlich unwissentlich), indem er sie weiter besuchte und schöne Wochenenden mit ihr verbrachte. Ich gehörte nicht mehr dazu. Ich war die böse, Männerfressende Schlampe. Ich wette, mein Bruder schämte sich schon damals nicht nur für sein Elternhaus, sondern auch für mich. Für mich waren die Folgejahre bis Anfang 2001 weiter von meinem Psycho und vielen untauglichen Beziehungsversuchen geprägt. Psycho trieb mich an den Rand des Abgrunds (meinte ich damals) und ich stalkte und bettelte um Liebe, bis er mir (ungewollt), endlich die lachende, knochenarschige Dritte präsentierte. Ich sah das junge Glück zufällig in einem Biergarten, in dem Cabrio meines Fotografen sitzend, den ich zum Halten zwang.

Ich sprang aus dem Auto und baute mich vor meinem Psycho und seinem Magersüchtigen, sächsisch sprechendem Anhängsel auf. Anstatt zu sagen, ihr habt euch wirklich verdient, war ich mal wieder kleinlich und überraschte mich selber mit den netten Worten: "Du bist das grösste Arschloch, das mir jemals in meinem Leben begegnet ist." Zwei erschrockene Augenpaare brannten sich auf meinem Weg zurück zum schicken Cabrio in meinen Rücken...(Fortsetzung und Erläuterungen folgen vielleicht)

Ja und in diesem Moment im Hier und Jetzt, piept mein Handy. Mein Bruder schreibt mir, dass ich ihn zu den anderen auf den Müll legen kann, die meiner nicht wert sind. Eben so wie ich es auch schon mit Vater, meinem Freund und einigen Freundinnen getan habe. Ich hätte ja sicher noch einen Haufen anderer Freunde, die sich so behandeln lassen wollen. Er tut sich das jedenfalls nicht an. Mir bleibt fast das Herz stehen.

Ich hatte ihn gebeten, zu dem Familientreffen mit uns und Mama in einem Haus zu wohnen. Er meinte, ihm wäre das egal, Hauptsache er hat ein Bett. Ich schrieb ihm, dass der Kleine Prinz an dem Wochenende Geburtstag hat und dass es mir wichtig wäre. Heute hat meine dicke Cousine die Hausbelegungspläne geschickt. Sie hat meinen Bruder und dessen Frau ihrem Haus zugeordnet. Alle bedanken sich im Chat euphorisch für die grossartige Organisation und ich ticker meinem Bruder folgende Botschaft: "Total super!"

Ich fühle mich verarscht und verraten und hatte bis eben noch das Gefühl, dass ich meinem Bruder super peinlich bin und er sich prophylaktisch schonmal woanders einquartiert, bloss nicht mit mir in Verbindung gebracht werden möchte. Das ist villeicht schizo von mir, aber gerade dass er (lieber) bei der im Haus wohnt, als mit uns, (seiner Familie) ist ein Schlag ins Gesicht. Für mich hieß dass, er positioniert sich und glaubt, dass ich damals ihre Typen in mieser selbstherrlicher Absicht ausgespannt habe. (Die Dicke soll doch froh sein, dass mir die Typen nachgelaufen sind, sonst hätte sie vielleicht noch ihr Leben mit Männern geteilt, die bei der erstbesten Gelegenheit, fremd gegangen wären.) Ok, das meine ich nicht wirklich ernst. Aber die Unterstellung, dass ich immer der unangenehme Störenfried bin, der aus rein egoistischer Motivation agiert tut sehr weh. Er fragt mich, was er nun schon wieder falsch gemacht hat und ich antworte ihm, nichts, die Dicke hat ja den Belegungsplan gemacht. Daraufhin platzt ihm der Kragen und er schreibt, dass er jetzt schon keinen Bock mehr hat, weil ihn meine abwertenden Worte über Familienmitglieder abtörnen und dass er keine Lust auf Zickenkrieg hat, das Treffen solle ja kein Jahrmarkt der Eitelkeiten sein. Schwupp sind meine Probleme wieder klein und niedlich. Ich verspreche ihm, dass ich selbstverständlich Harmonie versprühen werde, oder aber zu Hause bleibe, damit er dort in Ruhe den Pausenclown mimen kann. Puh, das war gemein, ich weiß. Ja, so kam es also zu seiner "Müll-Nachricht". Meinen Anruf drückt er weg. Ich schreibe also, dass mir der "Pausenclown" leid tut. Und fühle mich so mies. Er schreibt, er hat sein halbes Leben lang immer einstecken müssen (ja, dass weiss ich) und ich solle vergeben. Tja und dann sprudelt es aus mir heraus, dass ich der Cousine nichts zu vergeben habe und dass er es mir überlassen muss, ob ich Vater vergebe. Der hat mich zwar nicht geprügelt, aber teilhaben lassen. Und er hatte im Suff seine Hand zwischen meinen Beinen, weil er im Rausch nicht unterscheiden konnte, ob ich Muttern, oder aber seine 9-jährige Tochter bin. Und ja, ich hab mir nie etwas anderes gewünscht, als eine heile Familie. Darum habe ich nach der Geburt des kleinen Prinzen an Vaterns Tisch gesessen und mich bewirten lassen. Ich schrieb, dass ich Beziehungsunfähig bin und mein Leben nur als Statist führe.

Ja mein großer Bruder hat Recht, ich bin erwachsen und habe das Ruder in der Hand. Jeder dieser Tage ist ein Überlebenskampf. Ich zwinge mich zum Essen, zum arbeiten, zu allem. Mein Sohn sagt mir, wie lieb er mich hat und ich denke, und ich bin so eine furchtbare Mutter. Ich muss mich bewegen. Ich muss wieder funktionieren und nicht nur sagen, dass er mir wichtig ist und alles bedeutet, sondern auch leben.

P.s. Ich bitte um Entschuldigung für meine orthografischen Fehler, aber im Moment hat mich die Pseudodemenz im Griff und ich tippe die meisten, meiner Einträge als Memo auf meinem Smartphone.

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