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Mein Bruder ist ein Arschgesicht (schöner Einleitungssatz für einen Beitrag, Artikel, na eben mein Geschreibsel). Falls diese Feststellung ein paar Fragen aufwirft, versuche ich es mal zu erklären. Großherzig und tolerant, wie ich bin, müsste ich ja eigentlich milde gestimmt sein und vielleicht bin ich das ja sogar. Meine Mutter hat heute wieder aus dem Nähkästchen geplaudert und es ist symptomatisch für sie, dass es selbstverständlich etwas war, das mein Bruder ihr ganz im Vertrauen erzählt hat. Es ging um das Sorgerecht für meinen kleinen Prinzen. Vor ca. 6 Jahren hatte ich meinen Bruder gefragt, ob er sich um den Kleinen kümmern kann, falls ich bei der Stammzellentransplantation den Löffel abgebe. Ich musste eine Sorgerechtsverfügung verfassen und beim Jugendamt hinterlegen. Seine Antwort lautete damals: "Damit müssen wir uns doch nicht befassen, solange da nichts akut ist." (Ich weiß nicht, ob er jemals nur eine Seite über MDS und Leukämie im Internet gegoogelt hatte - wohl eher nicht. Wenn man Verdrängungskünstler ist, muss man nicht genau wissen, dass meine Statistische Lebenserwartung zu diesem Zeitpunkt 6 Jahre betrug, ohne diesen Lebensrettenden Eingriff, der allerdings in Nullkommanichts zu meinem Tod hätte führen können. Ist das akut?) Nun hat er meiner Mutter kürzlich erklärt, dass er das Sorgerecht nicht wollte, weil der kleine Prinz so "schwierig" ist. Meine wunderbare Mutter, die ja für ihren sorgsamen Umgang mit vertraulichen Informationen bekannt ist, wartete mit dem Weitertratschen bis der kleine Prinz und ich in harmonischer Runde mit ihr am Frühstückstisch saßen: "Dein Bruder wollte den Kleinen nicht, weil er ihn nicht leiden kann und mit ihm nicht klar kommt." Dem kleinen Prinzen und mir klappten synchron die Kinnladen runter. Der Kleine schluckte und konterte: "Ich kann meinen Onkel auch nicht leiden, nur dessen Frau und seinen Sohn." Ich versuchte mich zu sammeln, um die Situation zu retten, aber mein Hirn war leer. Derweilen quasselte Mutter munter weiter: "Ich würde den Kleinen großziehen." Endlich konnte ich wieder Worte finden und sagte: "Das wird nicht nötig sein, ich "rocke" das alleine." Nun habe ich den ganzen Tag Zeit, um mal wieder Wogen zu glätten, dabei wollte ich aufs Meer schauen, entspannen und Vitamin D speichern. Später fragte ich meine Mutter, ob das wirklich nötig war, diesen Monolog in Beisein meines Sohnes zu führen. Es tat ihr leid und das glaube ich ihr auch. Ich werde jetzt duschen, die Scherben aufsammeln und meine Mischpoke trotzdem in die Sonne scheuchen.

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